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Die Fallschule

Theorie& Praxis

Drei Dinge

Erstens, vergesst beim Rollen nie das Atmen! Solltet ihr es mal beim mehrfachen hintereinander Rollen vergessen, werdet ihr es wegen des Schwindelgefühls schon merken. Atmen ist Rhytmus und der macht das Rollen weich und rund.

Zweitens, denkt immer an die Grundspannung in den Armen (man spricht immer von einem großen Ball, den man umarmt und vor sich her trägt). Grundspannung heißt nicht Verspannung, die macht die Bewegungen wieder eckig und unrund.

Drittens, lieber zu langsam als zu schnell! - Eigentlich kann man eine Rolle vorwärts oder rückwärts (mae und ushiro ukemi) gar nicht zu langsam machen. Das langsame Rollen erlaubt eine gute Kontrolle über alle Phasen der Bewegung und das sind einige!


Allgemeines

Die wichtigsten Bestandteile der Fallschule sind
  • das Umleiten der Fallenergie über den rundgebeugten Körper

  • das Ableiten der Aufschlagsenergie durch Abschlagen mit der offenen Hand und dem Unterarm

  • der Schutz empfindlicher Körperstellen wie Kopf und Wirbelsäule.

Diese Bestandteile werden wie folgt erreicht:
  1. der Kopf sollte immer mit dem Kinn auf die Brust gedrückt werden, um die Belastung von der Halswirbelsäule zu nehmen und den Kopf vor dem Aufschlag zu schützen.

  2. es sollte niemals flach, also vollkommen senkrecht zur Körperlängsachse auf dem Rücken abgerollt werden, sondern immer ein wenig schräg da

  3. das Abschlagen muss genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, in dem der fallende Körper der maximalen Energieeinwirkung ausgesetzt wäre. Das Abschlagen vergrößert in diesem Moment die Aufschlagfläche, wodurch die Energie besser verteilt wird und die Einzelbereiche der auftreffenden Gesamtfläche entlastet werden. Eine andere Interpretation ist, dass durch das Abschlagen der Körper angespannt wird und dies eine bessere Aufnahme des Falls bewirkt.

  4. ein häufiger Anfängerfehler ist das Abstützen der Arme während des Falls. Eine Reflexreaktion, die unbedingt vermieden werden muss, da sie zu recht schweren Bänder- und Knochenverletzungen in Arm und Schulter führen kann.

  5. Ein tiefes Ausatmen ist beim Auftreffen von großer Wichtigkeit, da erstens eine geleerte Lunge weniger verletzungs- und schlagempfindlich auf ein hartes Auftreffen reagiert und zweitens das Ausatmen das Runden des Rückens, das Senken des Kopfes auf die Brust und die notwendige Muskelanspannung im Auftreffen auf dem Boden unterstützt.

Anzumerken hierbei ist, dass es unterschiedliche Ausführungen beim Abschlagen gibt. Im Aikido wird nur in "Notfällen" abgeschlagen, wodurch die Aikido-Fallschule sich z. B. enorm von der Judo-Fallschule unterscheidet.


Vorwärts fallen

Das Fallen nach vorne (japanisch Mae-ukemi) erfolgt leicht schräg zur Körperlängsachse, im Gegensatz zur Rolle. D.h., auch hier führt eine Körperseite und damit ein Arm den Fall an. Hierbei bilden Arme und Schultern eine Art Rad, über das der Fall umgeleitet wird. Dabei ist darauf zu achten, dass die Finger beider Hände nicht in Fallrichtung zeigen, weil sie bei großer Fallhöhe und schnellem Abrollen sonst möglicherweise brechen. Auch hier existieren Varianten, die sich v. a. im Verhalten nach dem eigentlichen Fall äußern:

  • Fallen mit Liegenbleiben: Hierbei schlägt der Arm gegenüber dem Führarm ab, um den Fall zu stoppen.

  • Fallen mit Aufstehen: Die umgeleitete Fallenergie wird im Fluss gehalten und zum direkten Aufstehen genutzt.

  • Fallen und zurück zur Kampfbereitschaft: Nach dem Aufstehen wird der Körper mit einem Rundschritt (Tai Sabaki) gedreht und steht nun entgegengesetzt der ursprünglichen Fallrichtung, um einen möglichen Folgeangriff abzuwehren.


Rückwärts fallen

Beim Fallen nach hinten (japanisch Ushiro-ukemi ) ist es besonders wichtig, wie oben beschrieben, nicht komplett über die Wirbelsäule abzurollen. Eine Körperhälfte führt den Fall an, d. h. eine Hand sucht zuerst Kontakt zum Boden, und es folgt das Abrollen über die Seite und die Schultern, bis:

  • der andere Arm entweder das Abschlagen ausführt und damit den Fall beendet, oder aber

  • der zweite Arm durch eine Längsdrehung, vom Handgelenk beginnend bis zum Schulterblatt, die Drehung des Falls fortführt und der Fallende über die dem ersten Arm gegenüberliegende Schulter rollt, um in der ursprünglichen Richtung aufzustehen.


Seitwärts fallen

Seitwärtsfallen (japanisch Yoko-ukemi ) wird verwendet, um Techniken abzufangen, die einseitig das Gleichgewicht brechen, beispielsweise ein Bein wegziehen. Seitwärtsfallen ist einerseits härter, andererseits auch ungefährlicher, da nicht auf die Wirbelsäule gefallen wird. Es ähnelt technisch dem Rückwärtsfallen, ohne dass die zweite Körperhälfte zum Einsatz kommt (der Arm in Fallrichtung schlägt auch sofort ab). Man rollt dabei nur über die eine Körperseite.


Übungen zur Verbesserung der Fallschule

Die Anwendung einer schulmäßig ausgeführten Falltechnik sollte zwar immer angestrebt werden, ist jedoch nicht in jeder Situation möglich. Manchmal wird man "auf dem falschen Bein erwischt" oder ist durch die Führung des Partners in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Die Übungen zur Verbesserung der Fallschule müssen daher den Zweck verfolgen, die Sicherheit bei Ausführung - auch unter ungewöhnlichen, ja extremen Bedingungen - zu erhöhen. Zur Verbesserung der Falltechnik dienen insbesondere folgende Übungsformen:

  • Fallen nach Zeichen (optisch, akustisch, ohne Verzug

  • Ausführung gleicher oder verschiedener Falltechniken in Serie ohne Wiederherstellung der Balance

  • Beschleunigung des Fallenden durch Stoß oder Wurf

  • Fallen bei eingeschränkter Bewegungsfreiheit (z.B. Führung durch den Partner, Hände in den Gürtel)

  • Fallen in umgekehrter Stellung (Gebrauch der rechten Schwerthand bei Stellung links-vorwärts und umgekehrt

  • Fallen mit eingeschränkter Sichtkontrolle

  • Fallen nach extremen Richtungswechseln und

  • Rollen über Hindernisse bzw. Fallen aus größeren Höhen.